Menzengraben ist eine Kleinsiedlung und ein Ortsteil von Dermbach im Wartburgkreis (Thüringen). Dort befindet sich die Schachtanlage Menzengraben mit den Schächten 2 und 3 (früher: Großherzog von Sachsen II und III). Sie gehörte einst zu der Gewerkschaft Großherzog von Sachsen mit dem Schacht Großherzog von Sachsen I im benachbarten, rund 2,5 Kilometer entfernten Dietlas. Schacht 2 (Teufbeginn 1911) wurde im Jahr 1916 fertiggestellt, Schacht 3 (Teufbeginn ebenfalls 1911) folgte im Jahr 1924. Während das obere Lager nicht bauwürdig ist, d.h. ein Abbau des dortigen Rohsalzes aufgrund des geringen Wertstoffgehaltes nicht lohnend war, hat das untere Kalilager in ca. 525 Meter Tiefe (bergmännisch: Teufe) eine Mächtigkeit von durchschnittlich 11 Meter. Der Schacht 3 wurde mit dem bereits seit 1916 in Betrieb befindlichen Schacht 2 durchschlägig gemacht, d.h. beide Schächte wurden über entsprechende Strecken miteinander verbunden. Das Abteufen erfolgte mit Bohr- und Sprengarbeit, bei Bedarf wurde die Schachtröhre zementiert, um Wasserzuflüsse zu beherrschen.
Die an den Schächten 2 und 3 errichtete chemische Fabrik war auf 1.000 Tonnen Produktion täglich ausgelegt und ging 1923 in Betrieb. Die Schachtanlage Menzengraben war von Anbeginn an die Schmalspurbahnstrecke im Feldatal angeschlossen und besaß einen eigenen Haltepunkt „Menzengraben“ sowie Gleisanlagen für Material und den Transport des gewonnenen Kalis.
In der Nähe der Schächte mit Fördergerüst, Maschinenhaus und weiteren technischen Anlagen stand das Verwaltungsgebäude und ein Beamtenhaus. Neben der Straße wurden mehrere Wohnhäuser für angeworbene Bergleute errichtet, die als Angestellte der Gewerkschaft arbeiteten. Nach der der Stilllegung des Betriebes im Jahr 1927 wegen Absatzschwierigkeiten wurde die Bahn stillgelegt. Als das nach dem 2. Weltkrieg in der Sowjetischen Besatzungszone liegende Werk 1946 wieder in Betrieb genommen wurde, ist auch die Anschlussbahn wieder errichtet worden.
Der in der Lagestätte von Menzengraben vorhandene Carnallit ist teilweise sehr rein und von weißer Farbe. Während des 2. Weltkrieges wurde das vorhandene Rohsalz u.a für den „militärischen“ Einsatz gewonnen. Es wurde nach Heringen transportiert und dort in der Leichtmetallfabrik des Werkes Wintershall eingesetzt. Die Wintershall hatte zuvor ein Verfahren entwickelt, um das Magnesium aus den carnallitischen Rohsalzen zu gewinnen und zu verarbeiten. Dazu entwickelte der Konzern ein Elektrolyse-Verfahren, mit dem das Magnesium aus dem Carnallit gelöst werden konnte, um es anschließend mit Aluminium zu einem Leichtmetall zu legieren. Vor allem für die Luftfahrtindustrie war ein solcher Werkstoff mit seiner geringen Dichte sehr interessant. Für dieses Magnesium Wintershall (Magnewin) wurde 1935 eine großtechnische Produktionsanlage in Heringen in Betrieb genommen.
Im Teilfeld Menzengraben ereignete sich im Jahr 1953 ein großer und spektakulärer CO2-Ausbruch. Damals war Menzengraben noch ein eigenständiges Gewinnungsfeld und noch nicht mit der Grube Merkers verbunden. Bei diesem Ausbruch wurden mehr als 100.000 Tonnen Salz und rund eine Millionen Kubikmeter CO2 freigesetzt. Weil der
Hohlraum der Grube kleiner war als die eine Millionen Kubikmeter CO2, musste ein Teil des C02 aus dem Schacht ausströmen. Belegschaftsmitglieder kamen zwar nicht zu Schaden, da der Ausbruch beim Sprengen am Ende der Mittagschicht bei belegschaftsfreier Grube erfolgte. Durch das in großer Menge aus dem Schacht in das Feldatal ausströmende Kohlendioxid, das schwerer als Sauerstoff, sich in Bodennähe sammelt und den Sauerstoff verdrängt, kamen über Tage jedoch zwei Bergleute und eine Frau ums Leben.
Nach Anschluss der Grube Menzengraben an das Grubenfeld Merkers in der DDR-Zeit erfolgte der Abbruch der Tagesanlagen bis auf einzelne Gebäude, die einer anderen Nutzung zugeführt wurden. Der Schacht 2 wird noch heute weiter genutzt – für den Transport von sperrigen und großen Fahrzeug- und Maschinenteilen und Aggregaten für die Grubenbetriebe Merkers und Unterbreizbach. Im noch vorhandenen Schacht 3 befinden sich Leitungen für Dieselkraftstoff und Öl für den untertägigen Betrieb.
Kategorie | geoOrt |
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![]() | Kaliwerk Großherzog von Sachsen (Dietlas) Entfernung: 2.65 km von Schachtanlage Menzengraben |
![]() | Erlebnis Bergwerk Merkers (Schacht III) Entfernung: 3.18 km von Schachtanlage Menzengraben |
![]() | Kaliwerk Merkers Entfernung: 3.23 km von Schachtanlage Menzengraben |
Verwahrung Grube Merkers Entfernung: 3.24 km von Schachtanlage Menzengraben | |
Kaliwerk Kaiseroda I Entfernung: 4.6 km von Schachtanlage Menzengraben |
Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.