Fast schon in Vergessenheit geraten ist der frühere Schacht Buttlar in der gleichnamigen Gemeinde in der Nähe der Stadt Geisa. Buttlar liegt im äußersten Westen von Thüringen im Ulstertal nahe der Grenze zu Hessen in der thüringischen Rhön. Buttlar besteht aus den Ortsteilen Buttlar, Bermbach und Wenigentaft. Im Zuge der Entdeckung von Kalivorkommen Ende des 19. Jahrhunderts im östlichen Hessen und im westlichen Thüringen kam es in der Folge zur Gründung zahlreicher Gewerkschaften. Im Gebiet des Geisaer Amtes hatte sich die Gewerkschaft Bonifacius die Rechte für die Erkundung gesichert.
Aus der Gewerkschaft Bonifacius formierte sich im Jahr 1910 die Gewerkschaft Buttlar heraus, nachdem diese ihre nördlichen Feldesteile herausgelöst hatte. Schon vorher ab dem Jahr 1906 wurde ein Gelände nördlich von Buttlar an der Frankfurter Straße für den Bau einer Schachtanlage erworben. Die Lage war durch die Nähe zur Fernstraße nach Frankfurt, der Bahnstrecke Vacha-Geisa und der Ulster günstig. Die Bauarbeiten zur Erschließung des Geländes wurden alsbald begonnen, doch bis zum Beginn des Schachtbaus kam es noch zu etlichen Verzögerungen. Die Gewerkschaft Bonifacius selbst plante einen eigenen Schacht mit einer Fabrik bei Borsch auf den Ulsterwiesen. Ursprünglich war geplant, beide Schächte durch einen so genannten Querschlag zu verbinden.
Die Teufarbeiten am Schacht der Gewerkschaft Buttlar wurden 1910/1911 begonnen und auf Grund des Kriegsausbruches im Jahr 1914 eingestellt. Der Schacht erreichte eine Teufe von 408 Meter. Der Plattendolomit wurde nicht durchteuft. Am 28. Oktober 1913 ereignete sich während der Teufarbeiten ein schweres Unglück. Die Tübbingsäule zwischen 344 und 348 Meter brach zusammen und stürzte in den Schacht, wo die Teufmannschaft arbeitete. Bei diesem Unglück wurden sechs Bergleute getötet und mehrere schwer verletzt. Bis 1918 wurden lediglich Instandhaltungsarbeiten verrichtet. Auch nach dem Krieg wurden die Teufarbeiten nicht weitergeführt.
Im Januar 1922 beschloss der Grubenvorstand, das Werk stillzulegen. Die Gewerkschaft Buttlar stellte sich letztendlich als recht erfolglose Unternehmung dar. Bereits in den Jahren der Teufarbeiten lag der Handelswert der Gewerkschaft weit unterhalb der gezahlten Einlagen. Die Gewerkschaft Buttlar wurde 1927 aufgelöst und ging in der Kali-Industrie AG (Wintershall) auf.
Das Elektrizitätswerk / Kesselhaus wurde nach der Stilllegung durch die Überlandwerke Rhön sowie die Württembergische Elektrizitäts AG übernommen. Im Oktober 1924 wurde ein Antrag auf Abdeckung des Schachtes mit Betondeckel gestellt. Der Schacht blieb von 300 Meter aufwärts unverfüllt. Mit der Stilllegung des Werkes 1922 wurde ein Teil der Schachtauskleidung wieder zurückgebaut.
Bereits vor dem 2. Weltkrieg wurde erwogen, die Teufarbeiten fortzusetzen und den Schacht Buttlar als zweiten Schacht für das Werk Unterbreizbach zu nutzen. Diese Idee wurde 1951 nochmal aufgegriffen und geprüft. Dieses Projekt wurde jedoch auf Grund der ungünstigen hydrogeologischen, bergbautechnischen und ökonomischen Bedingungen verworfen. Der Schacht II für Unterbreizbach wurde dann bei Mühlwärts errichtet. Derzeit wird der Schacht Buttlar zur Gewinnung von Brauchwasser genutzt.
Während des 2. Weltkrieges wurden einige Gebäude als Depot von der Deutschen Wehrmacht genutzt. Nach Gründung der DDR übernahm eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) das Gelände. Auf einer nördlichen Fläche wurde nach Zerstörung der Ziegelei Wenigentaft der Bauschutt aufgeschüttet und eingeebnet. Seit Anfang der 1970er besteht das Mischfutterwerk.
Heute sind von der ehemaligen Schachtanlage der verkleidete Schachtausgang selbst, ein Lagergebäude und das Kesselhaus/Elektrizitätswerk vorhanden. Der Schornstein ist nicht mehr vorhanden, er wurde in den 1950er Jahren gesprengt. Das Gebäude beinhaltet heute Einrichtungen zur Annahme, Verarbeitung und Lagerung von Tierfutter. Das Kabel- und Kauengebäude bzw. Magazin diente als Lagergebäude. Heute wird in es in dieser Funktion von einer Reifenfirma genutzt.
Das Fördermaschinenhaus und weitere Werkstattgebäude sind nicht mehr vorhanden. Das Fördermaschinenhaus diente lange als Wohnhaus und wurde erst vor wenigen Jahren abgerissen. Der Schacht ist weiterhin offen, wurde also nicht vollständig verfüllt oder geflutet.
Kategorie | geoOrt |
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Kaliwerk Unterbreizbach (Schacht II) Entfernung: 3.06 km von Schachtanlage Buttlar | |
Kaliwerk Unterbreizbach (Fabrikanlage - Schacht I) Entfernung: 6.27 km von Schachtanlage Buttlar | |
![]() | Analytik- und Forschungszentrum (AFZ) Entfernung: 7.92 km von Schachtanlage Buttlar |
Grubenanschlussbahn Unterbreizbach Entfernung: 8.75 km von Schachtanlage Buttlar | |
Kolonie Hattorfer Platz Entfernung: 9.01 km von Schachtanlage Buttlar |
Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.