Kolonie Hattorfer Platz

Gemeinde Philippsthal (Werra) - Philippsthal (Kerngemeinde)

Sechs Vier- und sechs Achtfamilienhäuser bilden – zu einem Rechteck angeordnet – die „Kolonie Hattorfer Platz“. Direkt daneben sollte an der Wiesenstraße noch ein zweiter Komplex entstehen, von dem aber nur drei Gebäude realisiert sind. Was führt in einem osthessichen Dorf dazu, dass 92 Wohneinheiten auf einen Schlag benötigt werden?

Die Antwort auf diese Frage liegt in Sichtweite: Es ist das Kaliwerk Hattorf, das Mitte der 1920er Jahre seine Produktion massiv ausbauen kann und händeringend Arbeitskräfte sucht. Die sind in der Werra-Region aber rar geworden und so müssen Arbeitskräfte anderswo angeworben werden. Der Aschersleben-Konzern will dies mit dem Angebot moderner, preisgünstiger Werkswohnungen erreichen und damit zugleich die Arbeiter an sich binden. Die Anlage orientiert sich am Ideal der Gartenstadt-Bewegung, die den monotonen Wohnblocks der Industriezentren eine ähnlich kompakte aber lebenswertere Architektur entgegensetzten will.

Die Wohnungen selbst gliedern sich in Wohnküche, „gute Stube“ und Schlafzimmer. Außerdem gehören eine Dachkammer und zwei Kellerräume dazu. Eine Trockentoilette für je zwei Familien befindet sich in einem Anbau, auch die Waschküchen sind außen in separaten Gebäuden untergebracht. Weitere Details der Anlage sind auf die Zielgruppe abgestimmt: Die Häuser sind ursprünglich durch Stallgebäude miteinander verbunden, es gibt Heuböden und Gartenparzellen. Dies zeigt, dass der Bauherr Bewohner im Blick hat, bei denen die Eigenversorgung eine wichtige Rolle spielt, um die eigenen Lebenshaltungskosten niedrig zu halten.

Mit der Zeit wandeln sich die Bedürfnisse der Bewohner und damit das Aussehen der Kolonie: Die Wohnungen werden modernisiert, erhalten WC, Bad, Unterputzinstallation und Isolierfenster. Der Feuerlöschteich im Innenhof verschwindet, später wird er asphaltiert und bekommt eine Grünfläche. Die Stallgebäude werden abgerissen ebenso wie die beiden Torbögen mit den Schlägel-und-Eisen Medaillons. Letztere finden sich nun zweckentfremdet in einer Sitzbank vor dem Ensemble wieder.

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KategoriegeoOrt
Grubenanschlussbahn Unterbreizbach
Entfernung: 0.28 km von Kolonie Hattorfer Platz
Kraftwerk Philippsthal
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Produkte der Kaliindustrie (Überblick)
Entfernung: 1.21 km von Kolonie Hattorfer Platz
Kaliwerk Hattorf
Entfernung: 1.21 km von Kolonie Hattorfer Platz
ESTA®-Anlage Hattorf
Entfernung: 1.21 km von Kolonie Hattorfer Platz

Werra-Kalibergbau-Museum


Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.