Schachtanlage Heimboldshausen-Ransbach (HeRa)

Gemeinde Philippsthal (Werra) - Heimboldshausen

Ein ausgedehnter Parkplatz voller Autos, daneben ein Areal mit ein paar Industriebauten aus rotem Backstein – viel zu klein für so viele Arbeitskräfte. Die Erklärung liefert das Fördergerüst: Hier verschwinden die Menschen im Untergrund. HeRa ist heute ein zentraler Schacht für die Seilfahrt in die Lagerstätte Werrarevieres in rund 750 Metern Tiefe. Die Geschichte dieses Ortes hat aber noch weitere Facetten …

1909 beschließt die Generalversammlung der AG Kaliwerke Hattorf den Bau von zwei weiteren Schachtanlagen. Hintergrund dieser umfangreichen Investition ist zum einen die sog. „Zweischachtverordnung“, die für jedes Bergwerk einen zweiten Eingang vorschreibt, zum anderen die Quotenpolitik des Kalisyndikats, die die Absatzmengen der Kaliindustrie limitieren will.

An der Nippe, rund zwei Kilometer vom Hauptwerk entfernt, beginnen im Dezember 1909 die Abteufarbeiten für den Schacht Heimboldshausen, eineinhalb Jahre später wird Schacht Ransbach in Angriff genommen. Fertiggestellt werden die Schächte 1913 bzw. 1915 und ein weiteres Jahr später – mitten im I. Weltkrieges – nimmt die Chlorkaliumfabrik ihre Produktion auf. Während Hattorf die Förderung kriegsbedingt einstellt, bleibt die neue, kleinere Produktionsstätte „HeRa“ mit Hilfe der Hattorfer Belegschaft in Betrieb.

Nach dem verlorenen Krieg trifft „HeRa“ das Schicksal vieler kleinerer Schachtanlagen: Die Förderung wird 1920 eingestellt und die Anlage verfällt in einen Dornröschenschlaf der Ende des II. Weltkrieges abrupt endet. Eilig werden in den letzten Kriegsmonaten wertvolle Kulturgüter in die unterirdischen Salzstollen verbracht: wertvolle Buchbestände der Preußischen Staatsbibliothek Berlin und der Marburger Universitätsbibliothek sowie Requisiten und Kostüme des Berliner Staatstheaters.

Das Kaliwerk Hattorf stellt dazu Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus ihrem „Lager Nippe“ bereit. Als kurz nach Kriegsende ein Feuer in den Buchbeständen ausbricht, wird dies schnell als Racheaktion der ehemaligen Gefangenen interpretiert. Doch auch das Gerücht, die SS habe hier noch schnell Geheimdokumente vernichtet hält sich hartnäckig. Wie auch immer – die von Löschwasser, Hitze und geschmolzenem Salz geschädigten Buchbestände beschäftigen bis heute die Papierrestauratoren an der Universitätsbibliothek Marburg.

Die Teilung Deutschlands verändert erneut die Rahmenbedingungen der Kaliindustrie. Die Doppelschachtanlage „HeRa“ geht wieder in Betrieb: Schacht Heimboldshausen wird zum Wetterschacht und über den Schacht Ransbach kann nun die gesamte untertägige Belegschaft des Werkes Hattorf ein- und ausfahren, ohne den Förderbetrieb am Hauptwerk zu unterbrechen.

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Werra-Kalibergbau-Museum


Das Werra-Kalibergbau-Museum in Heringen (Werra) dokumentiert die Geschichte und Gegenwart des seit 100 Jahren wichtigsten deutschen Kaliabbaugebiets auf beiden Seiten der hessisch-thüringischen Landesgrenze an der mittleren Werra. Der Ende des 19. Jahrhunderts beginnende Kalibergbau prägt die Region maßgeblich bis auf den heutigen Tag und ist nach wie vor der mit weitem Abstand größte Arbeitgeber.